Perfektionismus, Ausreden & Selbst-Sabotage (Das Leben im Moment - Teil 2 : der PERFEKTE Moment)
In Teil 1 von «Leben im Moment» geht es vor allem ums präsent sein.
ums Leben im Hier & Jetzt, um Achtsamkeit.
und darum, wie das wirkliche Erleben des momentanen Augenblicks im (Mama) Alltag so ist.
Ich habe dazu einige Gedanken mit dir geteilt. Nun möchte ich in Teil 2
vor allem auf diese «Warten» auf DEN Moment,
den perfekten Moment, eingehen.
Du kennst es bestimmt auch, dass du Dinge schon vor dir hergeschoben hast, weil du auf DIESEN EINEN MOMENT gewartet hast. Den PERFEKTEN Moment, um genau diese eine Sache an diesem einen Zeitpunkt zu machen.
Und wie funktioniert das meistens so in der Praxis?
Bei mir war/ist (??) es dann oft so, dass ich dann 400 Dinge bis zu diesem einen perfekten Moment auf eine To-Do Liste setze, damit dann zu diesem perfekten Moment auch alles perfekt vorbereitet ist – und dann?
Dann kommt es wie es kommen muss: der Moment ist da und ich sehe nicht all die Dinge die schon okay sind, sondern bloss die, die nicht da sind…
und *zack ist DER perfekte Moment verpasst.
Die Sache ist nicht erledigt und es kommt ein unvermeidliches Gefühl vom «Versagt haben» dazu.
Selbst-Sabotage, des Perfektionismus besten Freundes
Manchmal bin ich dann tief in die Prokrastination und Selbstsabotage Muster hinein gerutscht.
Ich habe mir dann eingeredet, dass ich dass ja eh nicht hinbekommen hätte, dass es eh nicht «gut genug» war und dass ich halt mehr Zeit gebraucht hätte.
Habe ich dann wieder Zeit, weil ich mir den nächsten perfekten Moment aussuche, dann erinnere ich mich an die negative Erfahrung dass ich es ja beim letzten mal auch schon nicht geschafft habe und sabotiere damit sehr erfolgreich auch den nächsten Versuch in dem ich alles bis zum letzten Moment vor mir her schiebe.
Das kann dann ein echter Teufelskreis werden.
>>Ein (zu) hoher/Unrealistischer Anspruch an die eigene Leistung
>>Aufschieberei
>> und damit die eigene Arbeit sabotieren
>>und dann die eigene Enttäuschung als Verstärker.
In der einen oder anderen Form kennst du dieses Muster bestimmt auch.
Folgende Szenarien fallen auch in diese Kategorie:
«ich muss aber noch… bevor ich dann…»
Warten auf den letzten Moment, um Dinge zu erledigen (#dramaqueen?)
«hätte ich doch bloss / wäre es doch bloss so oder so, dann würde ich…»
“Wenn X nicht erledigt ist, kann ich unmöglich Y machen”
etc.
Mit dieser Aufschieberei und in diesem «Sabotagestrudel» rutschen wir dann ganz schnell in eine Opferrolle oder fühlen uns zumindest irgendwie fremdbestimmt.
Selbstsabotage:
Bewusst oder unbewusst stehst du dir bei vielen Zielen und Absichten immer wieder selbst im Weg.
Du handelst entgegen dem, was du eigentlich (tun) möchtest.
Oft ist es im Zusammenhang mit einem stark selbstkritischen Denken.
Dein innerer Kritiker wird sehr laut.
Warum tun wir das? Oft will uns unser Bewusstsein/Unterbewusstsein vor bestimmten Dingen “schützen”.
ProKrakstination:
Das ist die ewige “Aufschieberei”.
Online findet man Definitionen wie: “Hinauszögern von beruflichen oder privaten Pflichten durch Ersatztätigkeiten”.
Dass wir gewisse Dinge mal vor uns herschieben, manchen wir irgendwie alle mal.
Manchmal kann es dann aber sehr belastend werden. Rund 10% der Menschen sollen laut diesem Artikel an krankhaftem Hinauszögern leiden.
Kommt nun das ewige Aufschieben mit diesem sehr selbstkritischen Denken und sabotieren der eigenen Absichten bei einer “Perfektionistin” zusammen, haben wir den perfekte Negativspirale…
Perfekt!
Ganz vieles davon geht für mich auf diesen Anspruch zurück, alles perfekt machen zu wollen.
Und Sind wir mal ehrlich, ist Perfektionismus einfach auch eine super Ausrede. (Prokrastination lässt grüssen!)
Das hört sich hart an?
Triggert dich diese Aussage gerade?
Dann neigst du vielleicht auch zum Perfektionismus.
Überleg dir mal, ob es bei dir vielleicht auch manchmal eine Ausrede sein kann, warum du dieses oder jenes nicht machst / machen kannst, weil du ja die 400 anderen Dinge, die du meinst dafür auch machen zu müssen, zu wenig gut oder nicht tun kannst.
Denn das Streben nach Perfektion kann auch gut sein. Es kann dich zur Hochform auflaufen lassen.
Der Anspruch, Dinge gut und gründlich machen zu wollen, nicht per se etwas schlechtes sein.
Ebenso brauchst du manchmal einfach einen gewissen Zeitdruck, um deine Leistugen optimal abrufen zu können.
Darum erledigt du manchmal nicht gerne Dinge schon 3 Monate vorher.
Perfektion kann dann zum Problem werden, wenn es um Beachtung und Bestätigung geht.
Fehler müssen um jeden Preis vermieden werden. Die Angst vor Verurteilung durch andere ist gross und deshalb muss alles unter Kontrolle sein. Immer!
Natürlich ist Perfektionismus auch ein Stück weit sehr individuell.
Unsere Kindheit und auch die Persönlichkeit können uns hier stark prägen und “prädestinieren”.
Muss es denn immer perfekt sein?
Wie schaffen wir es, dieses Verhaltensmuster zu ändern, wenn es vielleicht seit Jahren immer wieder verstärkt wird und tief verankert ist?
Es gibt einige sehr hilfreiche Strategien, die mir geholfen haben, Perfektionismus nicht mehr als Ausrede gelten zu lassen und ….
Repetition statt Perfektion.
Das Leben ist keine Prüfung. Es zählt nicht nur was du 1mal perfekt machst, sondern was du oft wiederholst.
Durch die Wiederholungen lernst du dazu. Du kannst anpassen, verbessern, weglassen, und ausweiten, bis es zu dir passt.
Durch die Wiederholung kann etwas auch zu deinem Normal werden, es wird zur Gewohnheit und der Faktor “Angst” wird mehr und mehr ausgeklammert.
Denn bei Gewohnheiten muss das Hirn nicht mehr so sehr “auf dich aufpasssen”. Dein Gehirn hat schon gelernt, dass ihm dabei nichts passiert.
Du gehst viel gelassener an Dinge heran.
Apropos Gewohnheit: 4 von 7
Gewohnheiten zu etablieren, kann schwierig sein. Was du an 4 von 7 Tagen machst, tust du öfter, als du es nicht tust.
Dieser Ansatz hilft mir extrem, wenn der Perfektionismus sich meldet.
Überleg dir doch mal, in welchem Bereich du diese Strategie anwenden kannst.
80/20 Regel: Die Strategie wenns um Aufwand & Ertrag geht
Gut ist gut genug – was zu 80% gut ist, kostet dich rund 20% Energie. Um die weiteren 20% erfüllen zu können - damit etwas “perfekt” wird - müsstest du nochmals 80’% deiner Energie investieren - es würde dich soooo viel kosten.
Willst du die Energie dafür aufwenden? Oder kannst du einfach auf “die 5e gerade sein lassen”?
Yoga & Perfektionismus:
Ich hoffe, dass dir einige dieser Strategien helfen.
Und ansonsten haben wir ja immer noch YOGA!
Yoga tut unserem Perfektionismus deshalb so gut, weil wir einfach mal aus dem Kopf raus und in den Körper finden.
Es gibt einen Moment im Yoga, wo du einfach nicht noch darüber nachdenken kannst, was jetzt alle anderen von dir denken, oder ob du dieses und jenes perfekt gemacht hast.
Es gibt einen Moment, in dem du einfach ganz auf dich achten kannst und musst, weil du sonst ausser Puste oder weg von der Matte bist.
Deshalb kann Yoga so ein tolle Seelenbalsam sein.
Diese Momente der Verbundeheit mit unserem eigenen Selbst unserem Körper.
Diese Momente schenkt uns die Yoga-Praxis.
Die Philosophie dahinter:
Aus Sicht der Yoga-Lehre ist der “schlechte” Perfektionismus eigentlich ein «Ego-Problem». Es hat viel mit Anhaftung zu tun.
Das Konzept von Anhaftung ist in den alten Lehren, sowohl im Buddhismus wie auch in den alten Sanskrit Texten aus dem Yoga, beschrieben und kann schnell missverstanden werden.
Wir klammern uns ans «Vermehren von positiven Erlebnissen» genauso wie ans «Vermeiden von negativen Erfahrungen». So simpel ausgedrückt, könnte man mal einen Aspekt dieses Anhaftungsproblems beschrieben werden.
Die Anhaftung hindert uns auch,
im Hier & Jetzt Achtsamkeit zu leben
und präsent zu sein.
Perfektionismus geht für mich in diese Richtung. Denn wenn wir alles perfekt machen wollen, bestätigen wir uns das meistens selbst in dem wir das nach erlernten Normen beurteilen und als gut oder eben nicht gut genug einteilen.
Im Yoga, ist das Ego, das Ich-Bewusstsein, aber nur ein teil des «Geistes» oder Verstands. Hier könnten wir sehr viel tiefe in die ganze Philosophie abtauchen. Um es aber etwas abzukürzen: Wir sind mehr als unsere Gedanken, mehr als unsere Emotionen und irgendwo in uns steckt das «wahre Selbst».
In diesem Sinne hoffe ich,
DAss dir all diese Dinge, die du hier Gelesen hast,
beim nächsten Mal in den Sinn kommen
Wenn du dich beim “WARTEN”
auf den PERFEKTEN MOment erwischst.
Jetzt ist der perfekte Moment!
Und nicht vergessen: wir sind alle bereits vollkommen - Perfektion ist eine Illusion.