Im Einklang: Wie dir deine innere Uhr zu mehr Vitalität verhilft

Hast du schon mal von der Chronobiologie und dem zirkadianen Rhythmus gehört? Falls ja, lass uns doch gemeinsam auch aus einem anderen Betrachtsungswinkel das Thema nochmals beleuchten.

Falls nicht, dann tauchen wir hier nun gemeinsam in das Thema ab.
Ich freue mich 🤓

Das “Zirkuläre”

Vereinfacht gesagt, geht es darum, dass wir unserem Leben überall gewisse Zyklen wieder finden.

Ein Grossteil unseres Lebens und auch der Umgebung, der Natur um uns herum, wird von wiederkehrenden Zyklen bestimmt.

Was ich hier mit Zyklen meine? Lass es uns mal als Folgendes definieren: Begebenheiten, die sich in regelmässigen Abständen immer wiederholen. Und dabei heisst das Leben mit einem bestimmten Zyklus natürlich nicht, dass wir uns im Kreis drehen, wenn es um die Lebensführung geht.

Ganz im Gegenteil! Wenn wir lernen, wie wir unseren Tag, die Monate und Jahre wieder nach diesen Zyklen, die ohnehin schon ständig stattfinden, ausrichten können, können wir zu ganz neuer Energie und Vitalität finden.

Das “zirkuläre Leben” kann dir eine super Orientierung sein. Und es gibt dir eine Möglichkeit, wieder mehr Verbundenheit zu spüren - mit dir selbst, mit deinem eigenen Körper, mit der Natur, etc.…

Es ist eine Möglichkeit, wieder zu lernen hinzuhören und von innen heraus, anstatt am Aussen orientiert, Entscheidungen für sich zu treffen. Und zwar auch wenn es um die eigene Gesundheit, die Arbeit und die Art und Weise sein Leben zu führen geht.

 

Lass uns erst einmal anschauen, welche solche Zyklen wir kennen:

Jahreszeiten, Mond- & Monatszyklus und der Tagesablauf

Zyklisches finden wir in der Natur überall.

  • Ein Jahr ist ein Kreis der sich schliesst wenn die Erde einmal um die Sonne gekreist ist.

Besonders bei den Jahreszeiten, nehmen wir das meistens auch ziemlich bewusst wahr (natürlich abhängig davon, wo du gerade lebst). Irgendwann wird es halt kalt, oder wieder bedeutend wärmer und wir passen uns an.

Im Jahresverlauf sehen wir auch am meisten Symbolik, die mit diesen Kreisen&Zyklen verbunden sind: wir feiern das Ende eines Jahres und sind davon überzeugt, dass uns am 1.Januar wieder alle Möglichkeiten im Leben offen stehen. Wir begrüssen den Frühling, verabschieden uns vom Sommer und bedanken uns beim Herbst für die Fülle.

Früher gab es noch so viel mehr Feste und Rituale, die mit dem Jahreskreis verbunden waren. Wohl auch, weil für die Menschen früher, diese Bedingungen in der Natur, die sich eben mehr oder weniger regemlässig immer wieder geändert haben, noch so viel bedeutender und oft auch überlebenswichtig waren.

 
  • Ein Monat ist (bzw. War früher mal) die Zeit, die der Mond für einen Kreis um die Erde braucht.

Die Mondphasen waren als Zeitspannen relativ leicht zu beobachten und nach zu vollziehen. Mit jedem “neuen Mond” ergab sich ein neuer Monat. Deshalb sind Mondkalender auch schon sehr alte Kalendersysteme.

Jedoch ist es auch hier nicht ganz so einfach: jenachdem wie man berechnet oder zählt, sind es dann 29.xy Tage oder 27.xy Tage… Hinzu kommt, dass die Erde noch nicht ganz einmal um die Sonne gekreist ist, bevor der Mond schon wieder im gleichen Ort am Himmel steht - sein Kreislauf also wider gestartet ist.

Ach du siehst, das wird hier schnell mal kompliziert...
Nehmen wir hier doch einfach für uns mit, dass auch ein Monat immer etwas Wiederkehrendes, etwas Zirkuläres mit sich bringt.

Das wissen wir Frauen natürlich auch aus anderen Gründen: Diesen Monatszyklus erlebt fast jede Frau bzw. Person mit weiblichen Geschlechtsorganen, während einer bestimmten Zeit ihres Lebens auf eine ganz eigene Art&Weise. Diese Zyklische Komponente nehmen wir als mensturierende Frauen also noch viel stärker wahr - besonders wenn wir lernen, diesen Zyklus für uns ganz individuell zu verstehen.

 
  • Schliesslich haben wir auch den Kreis, den die Erde um sich selbst dreht, der sich mit jedem Tag wiederholt.

Überleg mal kurz für dich:

Gibt es Zeiten oder Phasen im Tag, an denen du immer total viel Energie hast?
Wann ist vielleicht dein Energie-Tief?
Meldet sich der Hunger immer zur gleichen Zeit?
Und immer um die gleiche Zeit wirst du total schläfrig?

Das sind alles keine Zufälle, dass du dich zu bestimmten Zeiten wach oder müde fühlst.
Hier kommen wir nun zu unserer inneren Uhr, zum Biorythmus und der Chronobiologie. Hört sich schon spannend an oder?

 

Tageszyklus: traditionell & modern betrachtet

Der Biorhythmus - deine innere Uhr

Der Fachbereich der Chronobiologie beschäftigt sich mit deiner inneren Uhr (“chronos” = altgriechisch für: Zeit). Hier wird besonders der sogenannte Biorhythmus untersucht. Dazu gehört z.B. die Tatsache, dass wir nicht zu jedem Zeitpunkt die gleiche Menge eines bestimmten Hormons in unserem Körper haben.

Der Biorhythmus ist beispielsweise für unseren Schlaf- und Wachrhythmus verantwortlich: in der zweiten Nachthälfte wird Cortisol produziert, damit wir irgendwann wach werden. Und in der zweiten Tageshälfte wird Melatonin produziert, damit wir abends müde werden und schlafen können.

Oft wird hier auch der Begriff der zirkadianen Rhythmus gebraucht und es ist unglaublich faszinierend, was hierzu alles erforscht wird. Das Beispiel vom Schlafen und Erwachen und damit auch die Einteilung in Lerchen & Eulen als sogenannte “Chronotypen” sind nur ein Beispiel davon.

Auch unser Stoffwechsel, die Arbeit unserer Organe, unsere Körpertemperatur und der Blutdruck verändern sich jeden Tag in einem sehr ähnlichen Muster. Dabei ist es kein Zufall, dass dieser zirkadiane Rhythmus eine Zeitspanne von ungefähr 24h abdeckt. (Wenn du mehr über dieses faszinierende Thema erfahren möchtest, kann ich dir hier einen spannenden Artikel empfehlen: Biorhythmus - die unerschütterliche innere Uhr (Geo-Magazin)).

Wie wir ticken - die Organ-Uhr und die Doshas im Tagesverlauf

Dass diese innere Uhr erforscht wird, hat jedoch nicht erst mit dem Interesse der modernen, westlichen Naturwissenschaft angefangen.

Wie in vielen anderen Bereichen, können wir als Menschen auch viel daraus lernen, wenn wir aufmerksam durch unsere Welt gehen, beobachten, reflektieren und analysieren und so mit der Zeit Muster entdecken, die sich bei uns und anderen wiederholen.

So haben die verschiedenen Systeme der «Naturmedizin» oder «Erfahrungswissenschaft», wenn ich das hier mal so betiteln darf, ebenfalls solche Tagesabläufe beschrieben und Empfehlungen für jede Tageszeit definiert.

Ich möchte hier mal zwei «Modelle» für dieses Zyklische im Lauf eines Tages erwähnen.
Lass mich aber sehr gerne wissen, wenn du weitere kennst.
Schreib es gerne mal hier in den Blog-Kommentar (ganz unten).

  • Die Organuhr - Traditionell Chinesische Medizin (TCM)

Im Modell der Organuhr, die aus der TCM stammt, ist jeweils während 2h ein bestimmtes Organ bzw. ein bestimmter Meridian vorherrschend. So ergibt sich ein Kreislauf in dem die 12 Meridiane sich abwechseln und unsere Energie mitbestimmen. Es gibt eine Zeit für den Tiefschlaf, für die Regeneration, fürs Erwachen, für die Verdauung, fürs Nachdenken, fürs die Aufmerksamkeit, für Höchstleistung, fürs Herunterfahren, etc.

Zudem sind die Organe auch verschiedenen Elementen zugeordnet, die ebenfalls ihre Qualitäten und unterschiedlichen Energien haben. So hat sich wie ein “Fahrplan” für den Tagsablauf herauskristallisiert. Da ich mich selbst nicht tiefer damit auseinandergesetzt habe, verlinke ich dir hier noch zwei Artikel, die dir mehr darüber erzählen können:

 
  • Die Dosha-Uhr - Ayurveda (Traditionell Indische Medizin)

Diese Abbildung habe ich mir vom Ayurveda Parkschlösschen ausgeliehen - bei ihnen auf dem Blog findest du auch sehr viel und vielfältiges Ayurvedawissen.

Auch im Ayurveda spielen die Elemente eine Rolle, denn sie verstecken sich auch hinter den 3 Doshas Vata, Pitta & Kapha. Wenn du mich hier auf dem Blog oder im Podcast schon vom Ayurveda hast sprechen hören, dann weisst du, wie sehr mich diese Gesundheitslehre fasziniert.

Ich habe mich deshalb schon etwas vertiefter damit auseinander gesetzt. Auch im Ayurveda findet sich ein bestimmtest Modell für das Zirkuläre im Tagesverlauf wieder und zwar die Dosha-Uhr. Der traditionelle Ayurveda spricht hier von “Dinacharya” (“dina”= Tag, “acharya”= Meister) und definiert auch viele Ratschläge, Routinen und Handlungsanweisungen für die jeweilige Zeit. Die drei Doshas, wechseln sich alle 4 Stunden ab und beeinflussen uns mit ihren unterschiedlichen “Energien”:

Vata, das Bewegungsprinzip, ist von morgens um 2-6 Uhr sowie nachmittags von 14-18 Uhr dominant. Deshalb ist der Schlaf in der zweiten Nachthälfte leichter, Träume sehr lebhaft und kommen wir bei genügend Schlaf vor 6 Uhr auch einfacher aus dem Bett als danach. Nachmittags kannst du die Vata-Energie nutzen um kreativ zu sein.

Pitta, das Transformationsprinzip, ist von 10-14 Uhr sowie in der ersten Nachthälfte von 22-02 Uhr vorherrschend. Rund um die Mittagszeit bis 14 Uhr ist der beste Moment die grösste/komplexeste Mahlzeit zu dir zu nehmen und zwischen nach abends um 10 Uhr ist es ideal, wenn du bereits schläfst, damit der Stoffwechsel hochfahren und alles vom Tag verarbeitet und umgewandelt werden kann.

Kapha, das Strukturpinzip, ist ab 6-10 Uhr am Morgen sowie abens von 18-22 Uhr präsent. Deshalb kommt abends Schwere und Müdigkeit auf, die dich aufs Schlafen vorbereitet. Und den Vormittag kannst du dank der Kapha-Energie gut für strukturiertes Arbeiten nutzen.

 

In Einklang bringen, Vitalität finden!

Ticken wir richtig?

Du fragst dich jetzt vielleicht, wie dir das alles helfen kann, dich im Alltag besser zu fühlen, vital und voller Energie durchs Leben gehen zu können?

Als ich von diesen Modellen das erste Mal gehört habe, dachte ich mir, dass das sehr spannend und habe angefangen, mal zu schauen, wie das bei mir so ist? Ich konnte bei mir beobachten, dass ich immer von 14-15 Uhr nachmittags unglaublich Mühe hatte, im Büro so richtig produktiv und effizient zu sein: die Gedanken schweiften ab, ich war unkonzentriert und mein Kopf schwirrte so richtig. Ich habe trotzdem versucht mich zusammen zu reissen, die To Dos durch zu arbeiten und wie alle anderen an meinem Platz zu sitzen und mir nichts anmerken zu lassen.

Hätte ich diese Zeit aber z.B. genutzt, um mich auszutauschen, um kreative Konzepte zu spinnen (= Vata-Energie nutzen) oder mich z.B. durch einen Spaziergang zu erden (= Vata durch Kapha ausgleichen), wäre ich vielleicht am Ende des Tages nicht nur produktiver sondern auch viel zufriedener gewesen.

Du merkst, in der Theorie und in unserem ganz praktischen Alltag gibt es hier dann doch grosse Unterschiede.

ABER, es ist wichtig - und wenn du mal angefangen hast, dir darüber Gedanken zu machen, fast unumgänglich - dass wir anfangen, dieses Zyklische, Zirkuläre für uns arbeiten zu lassen und wieder mehr dieser Rhythmik folgen, dem Takt, der unsere innere Uhr uns vorgibt.

 

Wie kannst du anfangen das für dich zu nutzen?

Schritt 1 = BEOBACHTEN: Wo hast du selbst schon bemerkt, dass du zur gleichen Zeit immer eine bestimmte Qualität wahrnimmst?

Du musst es keinem Dosha zuordnen oder auf der Organuhr richtig einteilen können. Schau einfach mal ganz individuell für dich in der kommenden Woche, was du über den Tag für dich so wahrnehmen kannst.

Schritt 2 = HINHÖREN: Was könnte der Grund sein, wo kommt es her und wie möchtest du es eigentlich haben? Warum bist du müde? Was möchtest du gerade viel lieber tun?

Versuche in diesem Schritt nicht zu bewerten, sondern wie so ein Wissenschaftler, einfach mal Fakten zu sammeln. Vielleicht werden sich mit der Zeit bestimmte Tendenzen oder Muster zeigen.

Schritt 3 = REFLEKTIEREN: Was spiegelt sich in deinen Fakten, die du gesammelt hast? Welche Themen kommen immer wieder auf?

Wenn du dann so anfängst Muster zu erkennen, für dich einzuordnen und vielleicht auch ganz grundlegende Themen für dich bemerkst, dann wirst du mit der Zeit vielleicht auch Parallelen in den Monaten oder Jahreszeiten entdecken. Vielleicht, bringt jedes Jahr der Wechsel zum Frühling, Thema X für dich wieder auf?

Schritt 4 = DAMIT ARBEITEN: Was kannst du, was willst du und was wirst du ändern?

Jetzt kannst du anfangen etwas für dich zu verändern. Vielleicht kommen die Veränderungen für durch Schritte 1-3 auch schon ganz automatisch- wie Dominosteine, die fallen, wenn der erste mal angeschubst wurde. Probiere Dinge aus, lass sie wieder sein, wenn es für dich so noch nicht funktioniert und gestalte sie nach deinen Gegebenheiten um.

“Isabel, kannst du mir nicht einfach sagen, was ich tun muss?”

Klar ich könnte dir auch sagen, du musst jeden Tag vor 6 Uhr aufstehen, vor 10 Uhr ins Bett, du musst dies und das und eine riesen lange Liste entsteht… doch am Schluss muss es für dich funktionieren. Lass zuerst mal diese Dinge hier, die ich mit dir geteilt habe auf dich wirken. Lass die Gedanken damit spielen. Dann wirst du vielleicht mehr darüber wissen wollen und mit der Zeit wirst du durch Neugier, Offenheit und Initiative wieder mehr nach deiner eigenen Uhr ticken können.

 

Lineare Realität - Schritt für Schritt umgestalten.

Was meiner Meinung nach hier nun noch fehlt ist die gesunde Portion Realitätssinn. Wir haben vorhin schon mal gesehen, dass die Umsetzung im Alltag vielleicht nicht immer so einfach ist… Das ist es wirklich nicht! Und zwar weil unsere Gesellschaft linear aufgestellt ist.

Unsere “Lineare Realität” sieht doch mehr oder weniger so aus: Wir sollten am besten jeden Tag zu jeder Zeit und immer konstant die gleiche Leistung erbringen. Unsere Gesellschaft schätzt Werte wie Effizienz und Produktivität. Leistungskurven sind dazu da, um optimiert zu werden. Wenn es eine Entwicklungsrichtung gibt, dann nach oben - höher, schneller, weiter.

Zudem haben wir den Faktor “Natur” und damit auch das Zirkuläre per se, weitestgehend ausgeklammert: Wir haben Licht und Wärme wann immer wir es wollen und sind nicht vom Lauf der Sonne abhängig. Wir haben eine 24h Gesellschaft erschaffen. Phasen für Ruhe & Regeneration, wie es sie in der Natur überall gibt, müssen wir uns verdienen, erkaufen oder werden vom Arzt verordnet.

Zu viel Schwarz-Malerei?

Vielleicht ein bisschen. Aber vielleicht weckt es auch deinen “Revolutions-Sinn”. Vieles ändert sich bereits. Viel Bewusstsein für unser eigenes “zirkuläres Wesen” kommt zurück und auch die Arbeitswelt sieht mehr und mehr neue Modelle und Möglichkeiten.

Diese Veränderung startet für dich bei DIR! Achte mehr auf dich, hör & schau hin. Entwickle dieses Bewusstsein und mach den ersten Schritt für dich.

Isabel BurgenerKommentieren