Ayurveda & Sommer: manche mögen’s heiss!

Some like it hot - some not!

Sommer, Sonne, Sonnenschein
In welche Gruppe reihst du dich ein?

Gehörst du zu denen Menschen, die im Sommer erst anfangen sich richtig lebendig zu fühlen? Saugst du jeden Sonnenstrahl wie ein Zaubertrank in dir auf und legst dann so richtig los?

Oder gehörst du eher zur Gruppe «Alles über 28 Grad ist mir zu heiss»? Geniesst du die Kühle, die ein Sommergewitter bringt oder suchst in den Bergen, am See, im Wald (oder in Gröndland?) Zuflucht?

Du kennst es sicher aus deinem Freundes- und Familienkreis, dass wir alle ein bisschen anders ticken. Sei das, wenn es um die Lieblings-Jahreszeit geht, bei der Frage nach Morgenmensch oder Nachtmensch oder bei dem, was wir am liebsten essen.


Manchmal ist es eben eine Typ-Frage.
Das weiss auch der Ayurveda.

Ayurveda ist die Lehre
über ein gesundes Leben. 

“Ayus” (sanskrit) = das Leben
“Veda” (sanskrit) = die Wissenschaft / die Weisheit
(wortwörtlich ist Ayurveda also Wissen über das Leben)


Ähnlich wie die traditionell chinesische Medizin (TCM) oder die Pflanzenheilkunde, die unsere Vorfahren auch im europäischen Raum kannten, ist Ayurveda eine sehr alte Form über die Gesunderhaltung des Menschen. 

Als Schwester-Disziplin des Yoga, gehen die Wurzeln des Ayurveda ebenfalls in den indischen Raum zurück – und zwar ganz schön weit: bis zu 5000 Jahre alt soll dieses Wissen über ein gesundes Leben sein.

 

Aha… sehr interessant, aber was hat das nochmal damit zu tun, ob ich
im Sommer lieber in der Sonne als im Schatten liege?

Doshas, Bioenergien und die Typ-Frage

Sobald du anfängst, dich mit dem Ayurveda zu beschäftigen, kommst du sehr schnell mal zum Begriff der Doshas.

Das sind die Konstitutions-Typen, insgesamt 3 und viele Mischformen, die der Ayurveda defininiert.
Auf den Sommer bezogen, würde ich diese Doshas mal folgendermassen übersetzen:

  • Typ 1 «Heiss, heisser, happy»

  • Typ 2 «ich leg mich mal ins Gefrierfach»

  • Typ 3 «Mit Schirm, Warm & (Wasser-)Melone”

 Doch eigentlich sind die Doshas noch weitaus mehr als das, denn die Doshas begegnen uns in den Jahreszeiten, im Tagesverlauf, in verschiedenen Arbeitstätigkeiten und z.b. auch im weiblichen Zyklus. 

Hä?

Hier macht es Sinn den Begriff des Doshas weg von der Typ Frage und im Sinne von “Bioenergien” zu definieren. 

Die Doshas gehen zurück auf die 5 Elemente, die im Ayurveda definiert werden: Erde, Wasser, Feuer, Luft & Raum/Äther. 

Zwei Elemente zusammen bilden eine Bioenergie, ein Dosha:

  1. Erde & Wasser bilden Kapha

  2. Feuer & Wasser bilden Pitta

  3. Luft & Äther bilden Vata

Das sind die drei Doshas: Vata, Pitta, Kapha.

Hier möchte ich gar nicht allzu detailliert weiter auf die Typen eingehen, sondern eher ein paar Grundprinzipien kurz zusammenfassen:

  • Kapha ist das Strukturprinzip für Stabilität, Pitta ist das Transformationsprinzip für Stoffwechsel, Vata ist das Bewegungsprinzip für Veränderung.

  • Im Jahresverlauf ist der Frühling die Kapha-Zeit (denk an die feuchten, fruchtbaren Böden, die alles spriessen & blühen lassen), der Sommer/Frühherbst die Pitta-Zeit (denk an die Hitze der Sonne), der Spätherbst/Winter die Vata-Zeit (denk an stürmische Winde)

  • Was ausgeglichen ist, ist gesund UND wenn ein Dosha dominiert, wirkt sich mit der Zeit negativ aus. Der feurige Pitta-Typ kann ausbrennen. Der luftige Vata-Typ wird zum Fähnlein im Wind und der stabile Kapha-Typ bleibt in Schwere und Trägheit stecken.

  • Das heisst: Gleiches verstärkt Gleiches und führt zu diesen Ungleichgewichten. Gegenteiliges kann ausgleichen: ein zuviel an Kapha braucht das Feuer und die Leichtigkeit von Pitta & Vata, übermässiges Vata braucht Erdung & Stabilität etc.


Zu den einzelnen Doshas findest du nahezu in jedem Buch über Ayurveda und auf jeder Webseite viele Infos. Es gibt diverse Dosha-Tests und endlos lange Listen mit Beschreibungen wie der klassische Vata-, Pitta, oder Kapha-Typ aussieht, sich verhält, sich ernährt etc. 

Und ja, am Anfang sind die Doshas DAS DING - es kann faszinierend sein, wenn da darin abtauchst. ABER, ziemlich schnell kann es uns auch ein bisschen verrückt machen…. Füll diese 24.5 Fragen aus und wenn du mehr als 7mal A angekreuzt bist du ein Kapha Typ und darfst ab sofort nie mehr in deinem Leben Milchprodukte auch nur anschauen ohne danach 4 Wochen verstopft zu sein!

Ne… so funktioniert das mit dem Ayurveda nicht.
Lass dich von den Dosha-Typen und vor allem auch vom “Big Picture” dieser Bioenergien, die in so vielen Bereichen vom Leben auftauchen, ruhig faszinieren und inspirieren. Nimm sie als ein Denkanstoss und generelle Leitplanken.

Klammere dich aber nicht an irgendwelche Nahrungsmittellisten oder rigorose Vorschriften, die du sicher auch im Ayurveda findest. Das ist eine Orientierung im Aussen.
Was ich persönlich, und auch viele meine Ayurveda-Inspirationen (auf die ich gleich zu sprechen komme), aber am spannendsten finde: Ayurveda kann dich lehren wieder mehr nach der Intuition zu gehen, wieder lernen hinzuhören, was der Körper gerade braucht, wieder mehr nach innen zu orientieren.

 

Also: Mach dich nicht verrückt mit diesen Doshas!

nimm Sie wie eine Brille, die du aufsetzt und mit der du vielleicht beginnst, einige Dinge für dich anders wahrzunehmen.

Das Wichtigste daran ist: fang an, nach innen zu hören
und dich wieder an dir selbst zu orientieren.

 

Ayurveda für mich
- und dich?  

Weil Ayurveda so etwas individuelles ist bzw. sein darf, möchte ich dir hier auch von meinen bisherigen Ayurveda Erfahrungen erzählen.

Der allererste Kontakt mit Ayurveda warr in meinem ersten Yoga Teacher Training. Doch das war damals mehr so das Pflichtprogramm, wenn ich ehrlich bin… Es war ganz interessant, aber gefühlt bloss 3 Minuten von den 200 Stunden insgesamt.

Der Funken ist dann aber übergesprungen, als ich auf Janna Scharfenberg und ihren Podcast aufmerksam geworden bin. Das ist nun mindestens drei Jahre her und seither hat mich das Thema nicht mehr los gelassen.

Meine Ayurveda Inputs & Inspirationen:

Deshalb steht Janna mit all ihrem Medizin-&Ayurveda-Wissen ganz oben auf meiner Liste:

Dr. med. Janna Scharfenberg (zur Webseite) und der “Einfach gesund Leben” Podcast, ihre Bücher “Ayurveda for Life - Ayurvedische Heilkunst für einen modernen Lebensstil & Alltag” und der “Ayurveda for life Planer”, der dich durch ein ganzes Jahr begleitet.

Janna kannst du aber auch auf Instagram kennenlernen, dort hat sie beispielsweise vor kurzem die Dosha-Typen ganz einfach beschrieben.

Sie lebt diese Leichtigkeit, Ayurveda in einen modernen Alltag unkompliziert und auch mal mit einem Augenzwinkern zu integrieren, so wunderbar vor. Wenn du dir auch eine grosse Portion Ayurveda-Inspiration holen möchtest, lege ich dir den Podcast ans Herz (ich bin ja ein grosser Podcast Fan ;-) wo du über alle Themen rund um Gesundheit, Ayurveda und Yoga informiert wirst.



Weitere Ayurveda “Go Tos”:

  • Die Samaviva Akademie in Chur - DIE Adresse für Hands-on Ayurveda mit Kochkursen, Ausbildungen, Vorträgen und Seminaren.

  • Ayurfood von Daniela Dörflinger Bruggemann, die unzählige saisonale Rezepte und viele allgemeine Tipps zu den Jahreszeiten, den Doshas etc. mit dir teilt.

  • Ichgold und der “Da ist Gold drin” Podcast (ich hab ja gesagt, dass ich gerne Podcasts höre ;-) von Dana & Mathias Schwandt, die dir in ihren 3 Büchern noch mehr Wissen vermitteln, wenn du magst.

  • Dr. Alina Hübecker, die auf Instagram immer wieder kurze & knackige Tipps zu Ayurveda & Yoga gibt. Und bei der ich mich in ihrem Buch auch zu saisonalen Yoga-Schwerpunkten für meine Stunden inspirieren lasse.



Und zum Schluss gebe ich dir
noch ein paar konkrete Ayurveda-Tipps mit, die
dich durch den Sommer begleiten können:

unsplash-image-h0AnGGgseio.jpg

6 Ayurveda Summer
Survival Tipps

1.) Eisgekühlt macht heiss - lieber lauwarmes Wasser oder abgekühlter Tee

Eigentlich ist das Ganze ganz logisch: kommt etwas sehr sehr Kaltes im Magen an, muss der Körper Energie aufwenden, um es aufzuwärmen. Der Kühleffekt ist also mehr Schein als Sein und du gibst dem Körper eigentlich noch mehr das Zeichen, dass er Wärme produzieren muss.

Greif stattdessen lieber auf ein Getränk auf Raumtemperatur oder sogar ein leicht lauwarmes Glas Zitronen-Wasser oder einen abgekühlten Minzetee zurück.

Das bringt mich zu Tipp Nr. 2


2.) Minze, Minze, Minze

Pfefferminze oder allgemein Minze in verschiedensten Variationen ist eine wahres Sommer-Multitalent. Lebensmitteln werden im Ayurveda nebst den Geschmacksrichtungen auch “thermische” Eigenschaften zugeordnet (eine parallele zum TCM, der Lebensmittel ebenfalls nach kühlend & wärmend einteilt). Minze ist kühlend, somit ist ein Pfefferminztee also gleich extraerfrischend!

Du kannst aber auch ein ätherisches Pfefferminzöl griffbereit halten. Ein paar wenige Tropfen in einem erfrischenden Fussbad, oder auf dem Boden deiner Dusche bevor du dich abkühlst nach einer tropisch warmen Nacht?

3.) Versorge dich mit Feuchtigkeit für die Haut

Die Helden deiner Haut im Sommer sind ein gutes Aloe Vera Gel und Kokosnussöl. Kokosnuss hat ebenfalls die Eigenschaft zu kühlen und Aloe Vera sorgt neben der Beruhigung von Pitta auch für viel Feuchtigkeit.
Ich nutze das Kokosnussöl im Sommer gleich als Ersatz für Body Lotion (okay, also ich brauche eigentlich gar keine Body Lotion sondern, dieses oder jenes Körperöl…) und Aloe Vera kommt bei mir dann zum Einsatz, wenn ich länger in der Sonne war.

unsplash-image-13PBliWTDng.jpg


4. ) Gurke, Wassermelone, Jogurt & Co.

All das sind Lebensmittel, die ebenfalls in die Kategorie kühlend eingeteilt werden. Sie versorgen dich mit viel Feuchtigkeit von innen heraus (oder aussen wenn du die Kombi Jogurt aufs Gesicht und Gurkenscheibe auf den Augen bevorzugst ;-) und zum Beispiel auch die Süsse der Wassermelone kann heisses Pitta-Feuer schön beruhigen.



5.) Gekonnt kontern

Es gibt natürlich auch all das, was Pitta erhöhend ist, was du also eher reduzieren kannst, wenn du bereits eher viel Pitta in dir hast und es dann auch noch sehr heiss ist. Jetzt kommt aber das fiese daran: so ziemlich alles, was zu einer typischen Grill-Party gehört, fällt in diese Kategorie… Alkohol, Fleisch, sehr Fettiges, sehr Salziges, etc. Wie Dana Schwandt aber so schön sagt: “Nur nicht komisch werden” - Ayurvedisiere einfach den Grill-Spass mit viel Gemüse, vielleicht ein bisschen Reis als Beilage, der das Salzig-Fettige kontert und hilf mit Gewürzen wie Fenchel- oder Koriandersamen (nein die schmecken NICHT wie die Blätter, falls du Team “Anti-Koriander” bist) und frischen Kräutern nach.

Und: es kommt ja auch noch darauf an, was du die anderen 6 Abende an der du in der Woche nicht an einer Grill-Party bist, isst bzw. wie deine Gewohnheiten sind (aber dazu dann noch ein eigene Blog-Artikel zu einem späteren Zeitpunkt).



6.) Agni stärken & Stimulieren

Wer war nochmal diese Agni? Agni ist das Verdauungsfeuer im Ayurveda. Dieses Feuer im Körper (hallo Pitta) wird bei der feurigen Zeit mit viel Hitze (hallo Sommer) auf Sparflamme gesetzt. Deshalb kann es sein, dass du im Sommer selbst als stoffwechselstarker Pitta-Typ mehr Unregelmässigkeiten in deiner Verdauung hast, dass du weniger Appetit hast oder vielleicht einfach viel mehr Energie für die Verdauung aufbringen musst als sonst.

Doch dieses Verdauungsfeuer zu stärken, ist etwas was deinem Körper allgemein helfen kann. Der Profi-Tipp dafür ist Ingwerwasser, dass du vor den Mahlzeiten zu dir nehmen kannst. Taste dich da mal heran und schaue, ob es dir gut tut / hilft. Ingwer ist nämlich wärmend und kann je nach im Sommer auch mal “too much” sein - ABER: Der liebe Ingwer ist halt ein echt guter Kumpel von deinem Verdauungssystem - verdauungsfördernd, entzündungshemmend, hilft bei Übelkeit, durchblutungsfördernd, etc..

Yoga kann dir ebenfalls helfen dein Agni zu stärken und zwar vor allem mit Twists. Diese Drehhaltungen im Körper sind wie eine kleine Massage für die ganzen Organe in deiner Bauchhöhle.



Ich hoffe, dass dir diese Tipps helfen gut & leicht
durch den Sommer zu kommen.

Möchtest du mehr über den Ayurveda lesen?

Dann schreib mir doch einen Kommentar (hier unten) oder eine E-Mail mit den Themen die dich besonders interessieren!


Isabel Burgener